Buchbesprechung in der Dorstener Zeitung von
"Lucy und die Geister der Vergangenheit"
von Michael Klein am 7.12.2022
Geister der Vergangenheit:
Familiendrama von Sabine Bornemann
Wulfen. Wie gehen Menschen mit traumatischen Kindheitserinnerungen um? Darum geht es in dem Familiendrama,
den die Autorin Sabine Bornemann als Roman vorgelegt hat.
Die kleine Lucy ist unschuldige acht Jahre alt, als ihr ein paar schlimme Dinge auf einmal passieren. Der Vater bringt ihre Mutter um, aber weil es sich vor einem merkwürdigen polizeilichen Ermittler fürchtet, macht sich das Mädchen mit seinem kleinen Bruder (4) auf und davon. Doch auf der Flucht geht schief, was nur schief gehen kann. Und das geht soweit, dass sie glaubt, ihr Bruder sei bei einem Unfall gestorben, und Lucy selbst sich sexuellen Übergriffen eines fremden Mannes erwehren muss.
Starker Stoff mit traumatischen Erlebnissen, die Lucys Leben fortan prägen werden. Lucy ist die Protagonistin im neuen Roman der Wulfener Filmemacherin und Autorin, Sabine Bornemann, den sie druckfrisch unter dem Titel „Lucy und die Geister der Vergangenheit“ vorgelegt hat. War ihr Erstlingswerk „Elsas Ausbruch“ (das es nun auch als Hörbuch in MP3-Dateien und außerdem als Kindle-E-Book gibt) ein Plädoyer für ein würdiges Alter, so ist der neue Roman ein dicht gestricktes Familiendrama mit nicht wenigen kriminalistischen Wendungen, das über 20 Jahre die Entwicklungsgeschichte der Hauptfigur nachzeichnet, die auch als junge Erwachsene mit allerlei dramatischen Geschehnissen konfrontiert ist.
Dabei verknüpft Sabine Bornemann in dem 328-Seiten-Buch immer wieder Handlungs- und Personenstränge derart, dass der Plot wie ein vorher intensiv ausgeklügelter Entwurf wirkt. „Ich habe aber zuvor kein Storyboard für die Geschichte angefertigt“, betont Sabine Bornemann. „Als die ersten Seiten geschrieben waren, ging alles spontan und wie von selbst von der Hand.“ Die Erfahrungen, die Lucy in dem Roman macht, graben sich tief in ihre Seele ein. Sie wird zur Einzelgängerin mit Bindungsängsten, die ihre Erfahrungen später auch künstlerisch und journalistisch verarbeitet: Die Kamera wird für die Dokumentarfilmerin zum bevorzugten Ausdrucksmittel. Doch ausgerechnet durch ein großes Filmprojekt gerät ihr Leben erneut in Gefahr.
Tief in der Seele
„Ich finde es interessant, wie Menschen ihre Kindheitserlebnisse verarbeiten“, sagt Bornemann. In der Figur Lucy steckt einiges von der Autorin persönlich selbst drin, sagt diese. „Nicht die kriminellen Sachen, die sie immer wieder erleidet, sondern in der Haltung, die sie anderen Menschen gegenüber an den Tag legt. Sie sei kratzbürstig, „das kenne ich auch von mir“, hat viel Skepsis gegenüber der Polizei („auch ich bin gegenüber Obrigkeiten distanziert“) - und die Filmemacherinnen-Parallele sei sowieso offensichtlich.
Für den Wulfener HW-Verlag, der nach dem Tod von Begründerin Heike Wenig nun von Hermann Kuhl geleitet wird, habe sie sich schlussendlich entschieden, „weil er mir freie Hand gelassen hat“. Bis hin zur Covergestaltung, denn auch das Foto auf der Frontseite ist von ihr: „Es zeigt den Moment, in dem Lucy von ihrem Baumhaus im Garten aus einen Eindringling auf der Terrasse ihres Elternhauses beobachtet“ - und der sich später als der ominöse Polizist entpuppt.
Sabine Bornemann, die sich in Dorsten durch Schulfilmprojekte sowie als Mit-Organisatorin der Wulfener Musikwoche sowie der Kulturreihe des Fördervereins Gnadenkirche Wulfen einen Namen gemacht hat, hat 200 Exemplare des neuen Buches drucken lassen. „Wenn 70 verkauft sind, sind die Druckkosten gedeckt.“ Die ersten Bücher hat sie bei einem Adventsbasar der Gnadenkirche unter die geneigte Leserschaft gebracht und am 15. Dezember (Donnerstag) ab 18 Uhr wird sie das Buch bei einer Autorenlesung in der Gnadenkirche Wulfen (Eintritt frei) vorstellen.
Idee für dritten Roman
Zu kaufen ist das Werk bei der Volksbank in Wulfen, im Online-Shop der Vereinten Volksbank (https://vb-shop.de) und in der Stadtinfo Dorsten (Lippestraße 41) für 16,80 Euro.
Für einen dritten Roman hat Sabine Bornemann übrigens schon eine Handlungs-Idee. „Ich will mit dem Schreiben nicht aufhören“, sagt sie. „Es ist ein tolles Gefühl, die eigenen Einfälle mit Leuten teilen zu können, die beim Lesen Spaß daran haben.“